Gezwungen von unserem Nachwuchs durch die Frage „stört es eh nicht, wenn wir Silvester Freunde einladen“ (es waren dann wirklich viele), haben wir beschlossen, den heurigen Jahreswechsel in aller Ruhe und an einem für uns neuen Ort zu feiern. Geworden ist es Siebenbürgen = Transsilvanien, weil im Sommer ohnehin dafür erfahrungsgemäß zu wenig Zeit ist und diese Region schon wirklich lange auf der Bucket list stand.
Kurz zusammengefasst: Geniale Zeit für ein paar Tage eintauchen in eine – für uns – gänzlich neue Welt, ganz ohne Touristen, herzlich willkommen in einem Land mit unglaublich viel Kultur und Geschichte.
Eindrucksvoll schon der Flug zu zehnt nach Sibiu (Hermannstadt), absolut empfehlenswert das Hotel Noblesse Boutique am Rande der Altstadt mit gefühlten 6 Zimmern und außerordentlich gastfreundlich und nett. Sibiu selbst eine große Überraschung:
In den letzten Jahren viel renoviert, super nette Lokale (optisch und kulinarisch), besonders empfehlenswert „Hochmeister“ oder der „Weinkeller“ (dort haben wir die besten Krautwickler ever genossen). Unbedingt sehenswert neben den vielen Kunstschätzen und Museen das Freichlichtmuseum „Astra“ mit unglaublich vielen Bauten aus ganz Siebenbürgen. 12 km Spaziergang durch tiefverschneite Landschaft... Silvester selbst herrlich entspannt, nettes, kleines, Feuerwerk am Hauptplatz, viele unaufgeregte Menschen, keine Touristen und entzückender Weihnachtsmarkt.
Auf nahezu menschenleeren Straßen gings dann Richtung Balea Lac, der geplante Besuch des Eishotels ist allerdings in den Schnee gefallen, weil der Schneesturm eine sichere Auffahrt mit der Gondel nicht zuließ. Im Sommer ein sehr beliebtes Wandergebiet (ca. 2.400 m). Stattdessen ein Abstecher nach Avrik, Schloß Brukenthal und dem fast am Weg liegenden Castelul de Lut Valea Zanelor. Ein zeitgenössisches Ensemble, scheinbar von Hundertwasser mit Unterstützung von Numerobis gebaut. Sehenswert.
Der nächste Ausflug führte – vorbei an zahlreichen Kirchenburgen wie z. B. jene von Axar Sever (Frauendorf) ins verschlafene Mediasch, berühmt für die mittelalterliche Stadtmauer und erhaltene Bausubstanz weiter nach Sighisoara (Schäßburg). Ein Highlight, das unbedingt besucht werden muss. UNESCO Weltkulturerbe, wohl nicht nur wegen des angeblichen Geburtshauses von Graf Vlad vulgo Dracula, sondern v. a. wegen der einzigartigen Altstadt und Ausflug in vorige Jahrhunderte, sei es, während der Quälerei, auf der aus dem 17. Jhdt. stammenden überdachten „Schülertreppe“ zum Gymnasium oder am evangelischen Friedhof ganz oben am Bergzu gelangen – überall ist die protestantische, deutsche und auch ungarische Vergangenheit spürbar. Überhaupt glänzt diese Stadt durch den Charme und die Architektur (v. a. Häuser ab dem 16. Jhdt.). Unfassbar, dass der bereits geplante Abriss der Altstadt nur der Wende 1989 zu verdanken ist. Am Rückweg nach Hermannstadt bietet sich noch ein Besuch der Wehrkirche von Biertan an, was wir allerdings wegen der hereinbrechenden Dunkelheit streichen mussten.
Auch sehenswert: Hunedoara (Eisenmarkt) mit seiner geschichtlich bedeutsamen Burg des ungarischen Königs Matthias Corvinus aus dem 14. Jhdt. Aber auch sehenswert, weil die Burg umrahmt ist von einer bemerkenswert scheußlichen Architektur aus der kommunistischen Blütezeit mit heute stillgelegten Stahlwerken und Schwerindustrie. Pittoresk auch die zeitgenössischen Roma-Paläste am Stadtrand, die meist unvollendet, aber voll Pomp und chinesischer Verzierungen als Zeichen des wohlverdienten Reichtums (Mercedesstern statt Wetterhahn). Letzte Station für uns am Weg zurück: Alba lulia (Karlstadt), ursprünglich eine Siedlung der Daker, dann der Römer, später eine Habsburgische Befestigung mit sehr gut erhaltener Zitadelle. Übrigens ganz in der Nähe gibt es sehenswerte Ausgrabungen alter Siedlungen der Daker (Sarmizegetusa Regia). Allerdings im Winter aufgrund des notwendigen Fußmarsches und der Höhe von ca. 1.200 m ist dieses Ziel dem einsetzenden Schneefall zum Opfer gefallen.
Vier Tage waren eindeutig viel zu kurz, Siebenbürgen viel zu groß und noch vieles zu entdecken. Aber für eine erste Inspiration ein wunderbarer Einstieg. Mehr Inspirationen kannst du dir bei den Reise-Inspirationen holen.
PS: den Titel „Lost in Transylvania“ haben wir natürlich mit einem Augenzwinkern gewählt. Verloren haben wir uns niemals gefühlt. Abseits der bekannten Städte in manchen kleinen Dörfern aber wie auf einer Zeitreise in vorige Jahrhunderte – es tut einfach gut, eine Zeitlang keine Gewerbezentren und Einkaufszentren an jedem Dorfrand zu sehen und dafür so nah von Österreich in eine nicht zersiedelte wunderbare Landschaft eintauchen zu können.
Ich hoffe wir haben dich gut unterhalten. Und falls du noch Reise-Inspirationen suchst, bist du hier gut aufgehoben:
26 bis 28. Februar 2019, Reise-Inspirationen im MQ, jeweils 14 bis 20 Uhr.
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