Eine Einladung zu einer albanischen Hochzeit war der Anlass, dass wir dem Kosovo zumindest einen Kurzbesuch abgestattet haben. Was insofern ein großer Fehler war, als dieses Land mehr als nur einen kurzen Ausflug rechtfertigen würde. Die Anreise über Skopje haben wir sehr angenehm und deutlich günstiger als direkt nach Pristina erlebt und außerdem war die Hauptstadt ohnehin nicht auf unserer Besuchsliste. Wir starteten mit einem Besuch von Gjakova – eine überaus sehenswerte alte Stadt, mit einer katholischen Minderheit (in dem sonst mehrheitlich moslemischen bzw. orthodox geprägten Land). Gjakova bietet vor allem den größten Bazar des Landes mit einem beeindruckenden Querschnitt des kosovarischen Gewerbes und Kunsthandwerks. Wirklich viele nette Cafés, ehemalige Karwansereien und Shishabars gehören aber ebenso dazu wie z. B. eine der bedeutendsten Tekken des Landes. Die Tekke ist der Treffpunkt der lokalen Sufi-Bruderschaft, einer mystischen moslemischen Vereinigung, deren Spiritualität und philosophischen Tiefe beeindruckend ist. Wir wissen dies auch nur, weil anwesende Mitglieder sich sofort und sehr gerne bereit erklärt haben, uns die Räume zu zeigen und vor allem auch in einem langen Gespräch über ihre geistigen Wurzeln aufzuklären.
Sprachlich alles ganz unkompliziert – die Menschen sprechen perfekt Englisch und sehr viele ebenso perfekt deutsch (wenn auch manche mit starkem Schweizer Einschlag ;-) . Wir haben die Kosovaren als sehr gastfreundlich und offen erlebt, sind von uns Unbekannten im Café spontan eingeladen worden und konnten viele spannende Gespräche über die jüngere Geschichte und das Lebensgefühl in diesem Teil des Balkans führen.
Nächste große Stadt auf unserer Liste war Prizren, schon am Rande der Grenzberge zu Albanien und ähnlich wie Sarajevo, wenn auch ohne Franz Ferdinand. Es gibt in der sehenswerten Altstadt großartige kleine Hotels und tolle Restaurants. Und ganz selbstverständlich und offenbar vollkommen entspannt orthodoxe Kirchen neben zahlreichen Moscheen. Ein Besuch im ehemaligen Hamam, jetzt historisches Museum gibt einen guten Einblick in die alte Siedlungsgeschichte und ein Besteigen des dazugehörigen Turms einen tollen Blick über die Stadt. Den kann man übrigens auch anderswo genießen – nämlich vom Castell aus. Eigentlich führt ja ein kurzer Fußweg hinauf, wir haben das Taxi für diesen Weg aber keinesfalls bereut: Unglaublich steile Straßen, eng, mit unklaren Einbahnregelungen, haben offenbar selbst unserem Taxifahrer viel Spaß gemacht. Nichts aber für schwache Nerven.
Im Anschluss und zur Weiterfahrt nach Albanien oder nach Mazedonien bietet sich noch eine Fahrt durch den Bjeshkët e Nemuna Nationalpark an, der einen sehr guten Einblick in die phantastische Bergwelt des Kosovo gibt und am liebsten würde man als gelernter Österreicher gleich die Bergschuhe auspacken und die Gipfel (alle um die 2.500 hm) abgehen. Mittlerweile gibt es ja auch schon dafür viel und gute Infrastruktur (Wege, Hütten, Beschilderung, Guides).
Für uns war die Reise durch den Kosovo damit leider beendet, das Land hätte viel mehr zu bieten gehabt und v.a. auch eine Vielzahl an alten Kulturschätzen und Klöstern. Ausgelassen haben wir mit großer Freude den Besuch des Amselfelds – ähnlich spannend wahrscheinlich wie der Besuch des Schlachtfelds in Aspern.