von Prof. Mag. Peter Zellmann, Leiter des Wiener Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung (IFT) und Autor von ‚Die Zukunft des Tourismus in Österreich’ (Manz Verlag, 239 Seiten, 22 Euro):
- Willkommen im Zeitalter der Luxese,
einer ständigen Kombination aus Luxus und Askese. Im Tourismus bedeutet das: ein Mal Luxusreise mit allem Drum und Dran, dann wieder Urlaub daheim. Oder aber Luxus beim Quartier und gleichzeitiges Sparen beim Essen.
- Kurzurlaube statt Erholungsurlaub.
Es geht uns allen gleich: Unsere wirklich freie, selbstbestimmte Zeit wird immer weniger und ist daher ein kostbares Gut. Reisende möchten daher in Zukunft möglichst viel in kurzer Zeit erleben – Stichwort Fast-Food-Reisen. Ähnlich wie es uns die Asiaten bereits seit einiger Zeit vorreisen, wenn sie Europa in 5 Tagen besuchen. Ganz allgemein lösen Kurz-Trips wochenlange Urlaube ab. Nach dem Motto: Lieber kürzer, aber dafür öfter verreisen.
- Individualurlaub im Baukastensystem.
Der Herdentrieb im Urlaub hat ausgedient. Die Reise geht eindeutig weg vom Massen- und hin zum Individual-Tourismus. Immer mehr Menschen wünschen sich nämlich auch im Urlaub ganz spezielle, auf sie persönlich abgestimmte Reiseangebote. Diese dürfen freilich ohne Weiteres als Bausteine vororganisiert sein, die man dann individuell zusammensetzt.
- Vom Wohlstands- zum Wohlfühltourismus.
Laute Events und schnelle Erlebnistrips waren gestern. Für viele Urlauber geht es in Zukunft mehr um möglichst einzigartige Erlebnisse als um organisierten Frohsinn. Die Menschen leben gesünder, geselliger, genussorientierter, bewusster und aktiver – und inszenieren ihre Zufriedenheit wie auch ihr Wohlbefinden, zum Beispiel über Social Media Kanäle. Dafür müssen Veranstalter Rahmenbedingungen schaffen.
- Das Reise-Ich, ein Erlebnis.
Beim Reisen hat das traditionelle Zielgruppen-Verständnis ausgedient. In Zukunft geht es um Erlebnisgruppen, die sich über den jeweiligen Lebensstil definieren, unabhängig von Alter und Geschlecht und quer über alle (Einkommens-)Schichten hinweg. Lebensqualität ist heute Erlebnisqualität, ganz besonders beim Reisen.
- High Touch statt High Tech.
Auch und gerade beim Reisen wird der Trend weg von der Hardware und hin zur Software – von der Infrastruktur zur Dienstleistung gehen: beste Qualität im Service, Emotionen und Empathie der Mitarbeiter werden immer wichtiger, also Kommunikationskompetenz und Konfliktmanagement. Es geht nicht darum, Zeit zu sparen, sondern Zeit zu geben. Damit wird der Tourismus zu DER Leitwirtschaft im Dienstleistungs-Zeitalter. Schließlich kennt Flair keine Rezession.
- Aus Rentnern werden Trendner.
Auch im Tourismus sind die Best Ager auf dem Vormarsch: die neuen Senioren der Generationen 50, 60 und 70 plus. Wobei sich diese Erlebnisgruppen nicht mehr alt fühlen, denn über aktive Erlebnisse und gutes Service definieren sie Jungsein neu. Der Jugendwahn wird endgültig der Vergangenheit angehören – und das Älterwerden zur lohnenden Zukunftsinvestition für die Gesellschaft.
- Der Skiurlaub, ein aufwendiges Minderheitenprogramm.
Immer schon ist nur ein Drittel der heimischen Bevölkerung auf den klassischen Ski-Urlaub gefahren: das oberste Drittel. Für dieses ist Schnee ein Muss – ein Winterurlaub ohne Schnee und daher ohne künstliche Beschneiung ist undenkbar. Wellness-Angebote werden Ski-Pisten, Langlauf-Loipen oder Rodel-Bahnen nur ergänzen, aber auch in Zukunft nicht ersetzen können.
- Der Tourismus der Zukunft funktioniert nach dem 5-S-Prinizip:
Immer wichtiger werden die Schönheit der Landschaft, die Sauberkeit der Unterkunft, die Sicherheit vor Ort, der Schutz vor Risiken und Sehenswürdigkeiten der Umgebung.
- Als authentische Marke gegen den Einheitsbrei
Die Urlaubs-Motive wechseln von Kurzurlaub zu Kurzurlaub. Wir alle wechseln also ständig unsere Reise-Identität – nach dem Motto: einmal Wellness, für kurze Zeit ein Aktiv-Trip, dann ein Familienurlaub als Städtereise. Das eine Urlaubsmotiv gibt es künftig nicht mehr. Für jeden von uns gibt es eine Vielzahl an Urlaubsmotiven. Tourismus-Veranstalter und Hoteliers müssen ihre ganz speziellen Marken daher künftig noch stärker positionieren, denn die thematische Austauschbarkeit von Reise-Angeboten ist DIE touristische Todsünde schlechthin.
Wer Reise-Inspirationen sucht, ist bei uns gut aufgehoben:
26. bis 28. Februar 2019, Reise-Inspirationen im MQ, jeweils 14 bis 20 Uhr.
Wir freuen uns auf deinen Besuch!
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