Was, wenn bei der Einreise Handy- und Laptop Passwörter verlangt werden?
Irgendwie haben wir uns ja schon an den schleichenden Prozess der wachsenden Neugier auf unsere persönlichen Daten gewöhnt. Dennoch sollten wir uns dies, beim Besuch von Ländern, die besonders scharf auf private Daten sind, vor Augen halten. Dazu gehören Länder wie die USA, Neuseeland, Ägypten, Russland, Türkei, Israel, China und andere.
Auch wenn es (noch) nicht alle Reisende trifft, möchten wir dennoch ein paar Tipps dazu geben. Das wichtigste zuerst: Wenn es dich trifft, dann kann dieses Prozedere schon einmal richtig lang dauern und daher ist bei der Einreise entsprechend viel Zeit einzuberechnen und z.B. keine kurzfristigen Anschlussflüge zu buchen. Und Kooperation ist vermutlich der pragmatische und erfolgreiche Weg dabei.
Wenn ihr aufgefordert werdet, bei der Einreise in die USA, eure Geräte auszuhändigen, so solltet ihr das auf jeden Fall tun. Durchaus problematisch kann es werden, wenn die Geräte nicht aufgeladen und auch ohne Ladekabel versehen sind und daher auch nicht eingeschalten werden können. Im Interesse der internationalen Terrorismusbekämpfung kann das schon einmal auf ein böses Vorhaben deinerseits hindeuten – welches Interesse sonst kann dahinter stehen, ein nicht funktionstüchtiges elektronisches Gerät ins Flugzeug (!) mitzunehmen.
Schwierig wird auch die Entscheidung, ob ihr auf Aufforderung die Geräte auch entsperren sollt, so sie denn geladen sind. Theoretisch (…) kannst du dazu nicht gezwungen werden, allerdings droht bei Verweigerung eine forensische Untersuchung dazu.
Also am besten ist es wohl bereits zur Zeit der Vorbereitung einer Reise über dieses Thema kurz nachzudenken und folgendes zu überlegen:
Ist die Problematik überhaupt eine oder ist auf meinem Laptop/Handy nichts Heikles? Falls ja – DIE ZEIT berichtete über eine verweigerte Einreise, weil jemand 2 Jahre zuvor über Kokain geschrieben hat . Falls ja, dann gibt es folgende Möglichkeiten:
- Gerät säubern, d.h. Browserverlauf und Cache löschen.
- Nicht benötigte Daten/Apps/Software löschen und auf einem USB-Stick zu Hause lassen oder in der Cloud speichern und beim Nutzen von Cloud-Applikationen die dazugehörigen Konten entfernen (z.B. Mail). Speicherkarte der digitalen Kamera formatieren.
- Schutz der Geräte durch Passwörter und nicht durch Gesichtserkennung, weil sonst die Geräte ganz leicht ohnehin durch das bloße Hinhalten zu euch entsperrt werden können.
Daten sind übrigens nicht durch ein Passwort alleine zu schützen, sondern wenn es wirklich wichtig ist, dann sind sie auch am Gerät zu verschlüsseln, um zu vermeiden, dass die Passwortabfrage durch ein Auslesen der Daten deaktiviert wird. In manchen Ländern, z.B. in Frankreich und Großbritannien muß allerdings auf Verlangen der Behörden entschlüsselt werden.
Für die Aktivitäten in den sozialen Medien gibt es leider wenige Tipps, denn auch das Löschen der Apps und des Caches bzw. das Einstellen auf “privat” vermeidet vermutlich nicht die Frage nach den sozialen Profilen. Und Lügen empfiehlt sich dann keinesfalls.
Alternative zu den beschriebenen Arbeiten ist das Mitführen von Zweitgeräten, die von all dem vermuteten Teufelszeug ohnehin befreit sind, weil sie schon vor Jahren nach dem Ausmustern formatiert und neu aufgesetzt wurden.
Was wichtig ist nach der Rückkehr:
Passwörter ändern und allenfalls Geräte neu aufsetzen (gerade aus China gibt es neuerdings Berichte, dass bei der Einreise manchmal Spyware auf die Geräte geschmuggelt wird.
Laßt euch aber keinesfalls durch solche Maßnahmen die Freude am Reisen verderben, sondern seht es als sportliche Herausforderung, der Neugierde und Datengier durch Aufmerksamkeit ein Schnippchen zu schlagen.
Mehr Infos dazu bei „Electronic Frontier Foundation (EFF)“ https://www.eff.org/files/eff-border-search_2.pdf und selbstverständlich bei den Reise-Inspirationen 2020